… oder auch vegetarisches Pilz-Frikassee griechischer Art.
Frikassee mit Mehlschwitze plus etwas Sahne und Ei war noch nie so mein Ding, mir fehlt da die Leichtigkeit.
Griechisches Frikassee ist aber ganz anders, und in Restaurants oder Tavernen wird man es wohl kaum finden, erst recht nicht im Sommer, weil es laut einer in Griechenland lebenden Freundin ein Winteressen ist.
Klassisches Fleisch dafür scheint Lamm zu sein statt wie bei uns Huhn (es gibt aber auch Rezepte mit Schweinefleisch). Das hatte sie in ihrem Rezept bereits abgewandelt und durch Pilze ersetzt. Ich habe mich hier für ästigen Stachelbart entschieden. Der ist – anders als viele sonst von mir verwendete Pilze – immerhin gelegentlich als Zuchtpilz erhältlich, so dass ihr das Rezept tatsächlich auch in der Form nachkochen könntet, falls ihr welchen bekommt.
Als Gemüse kommen vorwiegend grüne Blattgemüse und Kräuter hinein. In sehr vielen Rezepten werden Blattsalat, Dill, Petersilie und Lauch genannt, aber meiner Freundin nach kommt auch in Griechenland oft eine bunte Mischung essbarer Wildkräuter zum Einsatz. Das macht es zu einem perfekten Frühlingsgericht für hiesige Verhältnisse, z.B. mit
- jungen Löwenzahnblätter (evtl. ganz leicht bitter)
- Giersch (Richtung Möhre/Petersilie)
- Brennnessel (würzig)
- Bärlauch (starkes Knoblauch-Aroma)
- jungen Taglilienblätter (eher neutral)
Auch Knoblauchrauke würde ich bedenkenlos dazugeben. Deren Aroma verfliegt im Gegensatz zu dem des Bärlauchs weitgehend, so dass man sich um die Dosierung keine Gedanken machen muss. Gundelrebe vielleicht ein wenig, die verwende ich sonst eher für Kräuterlimonade als für Deftiges und muss mich langsam herantasten. Gestern fand ich ohnehin weder das eine noch das andere. Zu anderen Jahreszeiten und an anderen Orten kommen noch 1001 andere Wildkräuter in Frage, erlaubt ist nach meinem Empfinden alles, was mundet und sicher erkannt wird. Ein wenig Dill aus Tiefkühlbeständen habe ich noch hinzugefügt, um näher am Original zu bleiben.
Die Pilze in Gemüse- oder Pilzbrühe mindestens eine Viertelstunde lang kochen (sie zuerst leicht anzubraten wäre auch möglich, darauf habe ich aber verzichtet).Wenn nur zarte Kräuter verwendet werden, benötigen die keine lange Garzeit, sondern können grob zerkleinert in den Topf gegeben werden und fallen dann wie frischer Spinat zusammen.
Das Besondere ist die Art der Bindung: es wird αυγολέμονο benutzt, also Ei mit Zitrone. Ob Eier getrennt und Eiweiß aufgeschlagen, nur Eigelb, ganze verquirlte Eier, die Angaben dazu sind in verschiedenen Rezepten sehr unterschiedlich, ebenso das Verhältnis von Ei und Zitrone. Weil ich es nicht ganz so sauer mag, nehme ich nur den Saft einer halben Zitrone auf zwei Eier. Das Vorgehen zumindest scheint immer ähnlich: Zitronensaft und einige Kellen heißer Brühe aus dem Topf werden sehr langsam unter Rühren zum Ei gegeben und diese Mischung dann in den heißen Eintopf eingerührt. Nun nicht mehr sprudelnd kochen lassen, sonst gerinnt das Eiweiß und es sieht so aus wie im Bild (schmeckt trotzdem lecker, aber optisch leider eine Katastrophe).
Hier noch das Rezept, wie es meine Freundin beschrieben hat (mit Pilzen):
https://www.pilzforum.eu/board/thread/35380-pilzfrikassee-griechische-art/
Griechische Rezepte für Lamm-Frikassee lassen sich mit αρνάκι φρικασέ, finden, die Variante mit Schweinefleisch heißt χοιρινό φρικασέ.
Ob etwas ähnliches auch ohne Ei machbar ist? Vielleicht ließe sich durch geschickte Wahl der Zutaten sogar die Gefahr des Gerinnens minimieren. Ich denke aber, ich sollte das Rezept zunächst besser kennenlernen, und vielleicht sogar mal ein Originalrezept mit Lammfleisch nachkochen. Immerhin kenne ich für Lammfleisch einige Quellen, bei denen ich sicher bin, dass die Tiere für die Dauer ihres Lebens gut gehalten wurden.